Was ist Heimat?
Meine Heimat ist Bayern, genauer gesagt im Chiemgau zwischen München und Salzburg, zwischen Chiemsee – dem bayerischen Meer – und dem Simsee, nur 10 km von Rosenheim.
Fragt man einen Gast was er unter Bayern versteht, bekommt man als Antwort –Lederhosen, Schweinshaxen, Bier, Oktoberfest und vielleicht noch den FC Bayern München.
Aber typisch Bayern ist viel mehr.
Es gibt noch die wunderschöne, intakte Natur, Gemütlichkeit, gutes Essen, Berge und Seen, Schlösser, Tradition und Geselligkeit. Bayern ist erfolgreich – ist ein starker Wirtschaftsstandort und hat die niedrigste Arbeitslosenquote in Europa.
Tradition
Hier verbindet sich die Lebensart der Bayern. Tradition ist ein Teil unseres Alltages, von der Tracht bis zum Dialekt, vom Schuhplatteln bis zur Kirchweih. Vom Fronleichnams- Umzug bis zu den Trachtenfesten. Vom Biergarten bis zum – Weißwürste dürfen das 12 Uhr lauten nicht hören. Anpacken, leben und leben lassen. Alles gehört zu Bayern wie das Amen in der Kirche.
Lebensart
Bayern ist geprägt von einer traumhaften Landschaft mit Berge und Seen, Märchenschlösser wie z.B. Linderhof, Herrenchiemsee oder Schloß Neuschwanstein. Die Zugspitze, dem höchsten Berg Deutschlands oder den Nationspark Bayrischer Wald. Im Frühjahr weiße Berggipfel und im Tal grüne und blühende Wiesen. Wer nach einem ausgiebigen Spaziergang in den Bergen, in einem Biergarten unter den Kastanien oder einer Berg-Alm landet, der weiß wovon die Rede ist. Bayrische Lebensart mit Brotzeit und einer Radlerhalbe (Bier mit Limonade gemischt), Blick in die Berge, blauweißer Himmel, die Sonne im Gesicht, stressfreie Zone und Gemütlichkeit. Die Bayern sind oft ein wenig eigensinnig, aber zugleich tolerant und liebenswürdig. In Bayern schätzt man noch die Ehrlichkeit, was einmal ausgesprochen ist, das gilt, ein Handschlag ist bindend, auch ohne schriftlichen Vertrag.
Bräuche
Bayern ist bekannt für seine Feste und Veranstaltungen wie Dorffeste, Bierfeste und Trachtenfeste. Dem Christkindlmarkt in Nürnberg, das Oktoberfest in München, das Herbstfest in Rosenheim, das traditionell am letzten Samstag im August beginnt und zwei Wochen dauert.
ROSENHEIM ist auch der Drehort für die bekannte Fernsehreihe „Rosenheim-Cops“.
Über die Touristen Info kann man eine Führung „Auf den Spuren der Rosenheim-Cops“ buchen.
Am 1. Mai das Maibaumaufstellen, das mit Musik und Brotzeit im Dorf gefeiert wird. Hier werden kräftige Männerhände benötigt, da Hilfsmittel verpönt sind. Alljährlich kommt es zu einem Wettstreit wer den schönsten und größten Maibaum errichtet. Nur aufgepaßt – der Maibaum kann trotz Bewachung vom Nachbardorf gestohlen werden und wird dann nur nach feuchtfröhlichen Rückgabe-Verhandlungen wieder ausgelöst.
Am Ende des Bauernjahres veranstalten viele Gemeinden, zur Ehren des Ross und Vieh-Patron St. Leonhard eine feierliche Wallfahrt. Mit herrlich geschmückten Pferden, Kutschen und oft vier- oder sechsspännigen Wagen erhalten die Pferde und Reiter den geistlichen Segen. Die Mitwirkenden lassen den Tag dann gemütlich mit Essen und Trinken ausklingen.
Dialekte
Der Bayer redet in seinem Dialekt und das ist vom Dorf zu Dorf verschieden, für einen Städter meinst unverständlich. Wie soll denn ein Gast „Ratschkatl”verstehen – es heißt einfach – eine Frau die viel und gerne redet.. „Pfirdi nachad“ auf Wiedersehen, „Glubberl“ ist eine Wäscheklammer und „Schee“ ist einfach nur schön. „Fleischpflanzl“ ist eine Frikadelle, „Wer ko, der ko“ heißt – wer kann der kann, „I mog di“ damit meint der Bayer – ich mag dich. Schwerer wird es dann bei „Hau die hera, dann samma mehra“ setz die her, dann sind wir mehr. Bei „Schleich di“ ist Vorsicht geboten, der Bayer meint – geh mir aus dem Weg. Brötchen heißt in Bayern „Semmel“ und Guten Tag „Grias di“ .
Die bayerische Tracht – des richtige Gwand
Der Bayer liebt seine Tracht, jedoch nicht mehr so häufig im Alltag, sondern zu besonderen Anlässen wie Volksfeste, Trachtenumzüge oder Hochzeiten. Für Männer traditionell in Lederhose, aus Hirsch oder Gamsleder, aufwendig Handbestickt, ein weißes Trachtenhemd aus Leinen, Weste und Jacke. Dazu Wadlstrümpfe und Haferlschuhe. Zur Tracht gehört außerdem eine silberne Taschenuhr und ein Charivari mit verschiedenen Münzen, Krallen und Hornschnitzereien. Mit besonderem Stolz wird der Gamsbart auf dem Hut getragen. Je größer und buschiger, umso wertvoller.
Zur Tracht der unverheirateten Dirndl gehört ein schwarzes Mieder, dazu ein handgereihter Rock, weiße Bluse, sowie Schürze und Fransentuch. Weiße Baumwollstrümpfe und schwarze Lederschuhe. Die Farbe des Dirndlrock richtet sich nach den Regionen. Im Chiemgau grün oder weinrot, in der Miesbacher Gegend blau. Die Rocklänge immer Knie- oder Knöchellang. Als Schmuck gehört eine mehrreihige Halskette die man „Kropfkette“ nennt. Das Dekollete wird mit Blumen aus Nelken und Buchs geschmückt und „Balkon“ ´genannt. Der Dirndl Boom hat auch in den großen Städten zugeschlagen. Jedoch neonfarbene Mini-Dirndl mit Strass Verzierung, Dirndl mit Aufdruck Schatzi oder Schützen mit Totenköpfen haben mit der traditionellen Tracht nicht zu tun.
Die Schleife der Schürze gibt die wichtige Auskunft über den Familienstand. Ist die Schleife rechts –ist die Trägerin vergeben, links ist sie noch zu haben.
Die bayrische Küche – kräftig, deftig und sooo guad
Die Auswahl an Schmankerl ist groß. Der Bayern beginnt den Tag gerne mit einer Butterbrez’n und einer Tasse Milch-Kaffee. Zur Brotzeit – die bekanntlich zur schönsten Zeit gilt, die Weißwurst mit Brez’n und Senf, die aber das 12 Uhr läuten nicht hören darf, Leberkäs Semmel, oder Wurstsalat. Mittags dann zuerst eine Leberknödl- oder Breznsuppe. Hinterher die große Auswahl an bayrischen Gerichten wie: Schweinsbraten mit Semmel- oder Kartoffelknödl, Ochsenbackerl, Gröstl, Brathendl, Kalbs- oder Rinderbraten, Steckerlfisch oder Schweinshaxn mit a knackigen Kruste. Zum Nachtisch oder zum Kaffee gibst dann: Dampfnudl, Kaiserschmarrn, Auszogne, Apfelstrudl, Hollakiachi, Apfelkompott oder Zwetschgendatschi.
Auch in Bayern wird mit Messer und Gabel gegessen, wer aber Brathendl oder Würstl mit der Hand ist, hat in Bayern die Tischmanieren verstanden.
A bissl g´mütlicher, a bissl anders
Die Bayern sind ein gemütliches Volk, manchmal auch etwas bequem was die Sprache betrifft. Das Wort „ein“ ist oft viel zu lange z.B. bitte „ein Helles“ – daraus wird „a Helles“. Wer „a Mass“ bestellt, erhält einen Liter Bier in einem Glaskrug. Diesen sollte man jedoch zügig trinken, denn das Bier darf nie „Lack“ sein.
Der Bayer „grantelt“ gerne über Gott und die Welt, es wird über Politik gesprochen, die Bier- und Benzinpreise. Jedoch ist der Ärger schnell vergessen, man hebt den Masskrug und es heißt
„Schwoam mas obi“ – übersetzt – Spülen wir den Ärger einfach runten.
Eines sollte man als Zugereister unterlassen – im Biergarten oder im Gasthaus setzt man sich nicht ungefragt an den Stammtisch – der ist Tabu.
Aberglauben
Wenn in Bayern geheiratet wird, hofft man auf Regen, je mehr Regen desto mehr Reichtum. Oder es wird ein Geldstück im Brautschuh gesteckt, dann wird es in der Ehe niemals an Geld fehlen. Das Hufeisen gilt als Abwehrmittel gegen Unheil. Als Glückssymbol soll es mit der Öffnung nach oben aufgehängt wenden, damit das Glück nicht herausfällt.
Pech bringt die schwarze Katze wenn sie von links den Weg kreuzt, kommt die Katze jedoch von rechts bedeutet es Glück.
Bei Gewittern wird die schwarze Wetterkerze angezündet, um Haus und Hof von Unwettern zu bewahren.
Das Wetter
Wetter gibt es in Bayern auch! Viel und gerne wird darüber diskutiert, ob sich die Wetterbedingungen in den letzten Jahren stark verändert haben. Gut die Föhnlage gab es schon immer, die sich bei wetterfühligen Menschen mit Kopfschmerzen, Migräne, Abgeschlagenheit und niedrigen oder hohen Blutdruck bemerkbar machen. Der bayerische „Hexenwind“ verursacht aber nicht nur Gesundheitsprobleme sondern auch gereizte Stimmung und die Unfallzahlen steigen an.
In unserer Gegend haben wir den Luxus einer Hagelabwehr. Hagel verursacht im süddeutschen Raum jedes Jahr beträchtliche wirtschaftliche Schäden. In einem breiten Streifen vom Allgäu bis in den Chiemgau befindet sich eine Zone die sehr häufig von Hagel betroffen ist. Speziell ausgebildete Piloten „impfen“ die Gewitterzellen mit Silberjodid um die Bildung von großen Hagelkörnern zu verhindern. Es ist beruhigend wenn eine Gewitterfront aufzieht und es heißt „hörst die Hagelflieger sind unterwegs“. Ein Bauer hat mir erzählt, dass der Simssee das Wetter teilt. Durch die Luftströme werden Gewitterwolken geteilt. So kann es sein, das Richtung Bad Endorf starker Regen einsetzt, aber Richtung Berge, die Sonne scheint.
Ebenso beachtlich ist unser Winter – wenn wir einen haben. In den letzten Jahren war Schnee an Weihnachten eher eine Seltenheit. Schneit es aber mal richtig wie dieses Jahr im Januar dürfen wir uns über eine herrliche Winterlandschaft freuen. Leute die wie wir in höheren Lagen leben, müssen sich allerdings neben den schönen Seiten auch auf viel Arbeit beim Schneeräumen vorbereiten und in jedem Fall im Oktober auf Winterreifen umstellen.
Winterimpressionen
Zum Schluss
Für mich ist es – obwohl ich hier geboren bin – immer noch faszinierend, wenn ich auf der A8 von Richtung München zum Irschenberg komme. Beim Dinzler einkehre und am höchsten Punkt den wunderbaren Rundblick von Mangfalltal, Chiemgauer Alpen, das Inntal, die Schlierseer- und Tegernseer Berge, bis hin zum Kaisergebirge in Tirol wieder sehe.