Herbstgedanken

Nicht trüb – aber tief

Nicht nur die Natur und unsere Körper stellt sich im Herbst auf eine neue Jahreszeit um, auch die Gedanken und Gefühle durchwandern die selber Reise. Ich stelle gerade im Herbst fest, wie sehr unsere Gefühlswelt durch die Umwelt und das Geschehen in der Natur beeinflusst wird. Im Herbst wird alles ein bisschen anders, an sonnigen Tagen erscheint die ganze Welt in ein goldenes Tuch gehüllt, an grauen Tagen legt sich ein schwerer Schleier um uns.  lyric6Trotz der kürzeren Tage scheint die Zeit in manchen Momenten langsamer zu vergehen. So sitze ich am Fenster und blicke an einem verregneten Nachmittag in den Garten. Es scheint erst gestern gewesen zu sein, als ich draussen in der Sonne gesessen bin und meine Blumenpracht im Garten bewundert habe. Es scheint jedoch eine Ewigkeit her, als ich die ersten Sonnenstrahlen im Frühling bei einem Spaziergang genossen habe. Der Herbst lädt mich immer dazu ein offener zu werden, meine Gefühle und Gedanken schweifen zu lassen. Gerne greife ich dann auch zu alten Klassikern wie Goethes Faust oder Gedichtbüchern von meiner Großmutter. faust1.jpgNicht immer hat man die Stimmung und Tiefe sich darauf einzulassen, wohl aber im Herbst. Zurück lehnen, lesen und den Gedanken freien lauf lassen. Das schöne an den alten Worten ist doch, dass sie so viel Raum für die eigene Gedankenwelt lassen. Mich inspiriert dieser Schreibstil enorm, Sichtweisen und Einstellungen zu überdenken. Gerade in der heutigen Zeit sind wir so oft getrieben, unter Druck und eigentlich kaum fähig wirklich in uns hineinzuhorchen. Man muss es nur zulassen und sich darauf einlassen können. Es ist auch ein wunderbarer Kontrast zum Schreibstil der heutigen Zeit. Soziale Medien und die Online Welt an sich konzentrieren sich auf das wesentliche. Kurze, einfache Texte die schnell Botschaften übermitteln. Sie erfüllen ihren Zweck perfekt, jedoch nehme ich mir im Herbst auch gerne die Zeit etwas schwerere Kost zu probieren. lyric8.jpgIch wurde nie enttäuscht. Auch wenn ich zugeben muss, dass es Anfangs oft anstrengend ist diesen anderen Schreibstil und die offenen Worte auf sich wirken zu lassen. Was man dafür wirklich braucht ist Zeit und Muße. Mal schnell in einen Klassiker reinlesen geht einfach nicht. Die Kostbarkeit alter Bücher und Gedicht-Bände sollte auch nicht unterschätzt werden, so gibt es zahlreiche Stücke in meiner Sammlung die ich von lieben Menschen bekommen habe. Widmungen oder persönliche Anmerkungen in den Büchern schenken mir Erinnerungen die mit der Zeit verblasst sind. Solche Werke sollte man hüten wie einen Schatz und zur Hand nehmen wenn einem danach ist. Sie beinhalten für mich mehr als nur blanke Worte. lyric1.jpg