Sonntagsfrühstück 11. März

Einen wunderschönen guten Morgen!

Heute morgen bin ich von zwei extremen Gefühlen getrieben. Einerseits freue ich mich über den ersten richtigen Frühlingstag, andererseits empfinde ich tiefe Trauer. Meiner Mutter geht es seit gut zwei Wochen sehr schlecht. Man geht davon aus, dass sie einen starken Demenzschub hatte, denn von einem Tag auf den anderen war sie kaum wieder zu erkennen. Dann kam noch eine Erkältung dazu und die Ärzte und Pfleger haben mich auf das Schlimmste vorbereitet. Am Donnerstag dann der Anruf vom Heim, dass es ihr sehr schlecht geht und wir besser kommen sollten. Meine Tochter, Nicht und mein Neffe kamen um die Mittagszeit ebenfalls, um Abschied zu nehmen. GM-Ginster4Aber, so kämpferisch wie meine Mutter eben ist, ging es ihr gestern schon wieder deutlich besser. Dieser Weg ist mitunter der schwerste in meinem Leben, denn auch im hohen Alter ist die Mutter einer der wichtigsten Menschen im Leben. Wenn man so lapidar sagt „älter werden ist nichts für Weicheier“, finde ich heute diese Aussage noch viel zu harmlos. Die viele Zeit, die ich in den letzten zwei Jahren im Pflegeheim verbracht habe, hat mir die Augen geöffnet. Älter werden kann mitunter sehr grausam sein. Es gibt die unterschiedlichsten Fälle aber eins haben alle gemeinsam. Es wird nicht mehr besser, sondern immer schlimmer. Körperliche Leiden, schwinden der Mobilität und die gefürchtete Demenz sind nur ein paar wenige Beispiele. Wie es weiter geht weiß ich nicht, wie lange ihr Kampf noch dauern wird, ich weiß es nicht. Im Moment kann ich nur sagen, dass es sehr weh tut sie so zu sehen und dennoch bin ich froh, dass ich die Möglichkeit habe mich von ihr bewusst zu verabschieden.GM-ginter1

Eine Sache hat mich in der letzten Woche sehr beschäftig und ärgert mich zunehmend. Die Pfleger in unserem Altenheim sind einfach nur der Wahnsinn. Es ist beeindruckend zu sehen wie sie mit den alten Menschen umgehen und mitleiden. So extrem wie in der letzten Woche ist es mir noch nie aufgefallen, aber das ist ein extrem kräftezehrender Job. Nicht nur körperlich, auch mental. Besonders auffallend ist, dass es kaum deutsche Pflegekräfte gibt, warum nur? Die Bezahlung ist meist unterirdisch und die Arbeitszeiten sowieso. Hier sollte unbedingt etwas getan werden. Ohne diese Menschen wäre unser System gar nicht möglich. Immer mehr alte Menschen werden pflegebedürftig und viele Heime sind überfüllt und nicht selten überfordert. Die Kritik, dass in Heimen oft desaströse Zustände herrschen ist unter diesen Umständen leicht vorstellbar. Wir hatten mit unserem Heim scheinbar sehr großes Glück. Aber man darf nie vergessen, dass es immer die Menschen ausmachen. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle Pflegekräfte die sich Tag für Tag Mühe geben, um den alten Menschen nicht nur die körperlichen Leiden zu lindern.

Meine Nichte hat gestern als kleines „Dankeschön“ für die tolle Unterstützung in dieser Zeit eine Torte für die Pflegekräfte im Heim meiner Mutter bzw. ihrer Oma gebacken und für mich zum Trost meinen Lieblingskuchen, einen Gewürzkuchen nach dem Rezept meiner Mutter den sie mit Kirschen verfeinert hat. Der Kuchen ist so hübsch, dass ich ihn noch gar nicht anschneiden wollte. Aber ihr könnt mir glauben, lange habe ich es nicht ausgehalten.

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So liegt heute an diesem Frühlingstag eine Last auf meinem Herzen die es mir sehr schwer macht den Tag zu genießen. Die Unsicherheit und Angst vor dem „Anruf“ sind in diesen Tagen mein ständiger Begleiter. Ich weiß, dass ich nichts tun kann ausser die Zeit mit ihr bewusst zu genießen. Und trotzdem tut es gut morgens die Fenster zu öffnen und die milde Frühlingsluft zu spüren. Die Vögel zwitschern heute morgen besonders laut und klein Lili ermahnt mich zum dritten Mal mit ihr raus zu gehen.

Ich bin etwas angeschlagen, der Wetterumschwung hat sich mich wohl verführt zu früh die ganz dicke Jacke Zuhause zu lassen. Und weil die Stimmung bei mir scheinbar auch immer das Immunsystem schwächt, habe ich mich letzte Woche nicht wirklich fit gefühlt. Deshalb habe ich gleich zu Wochenbeginn einen Großeinkauf in der Online-Apotheke getätigt. Eine Immunkur, zahlreiche Globuli (für mich und die Vierbeiner) und einige Dinge die man immer im Haus haben sollte wie Aspirin und Wund- und Heilsalbe. Mal sehen – aber ich würde die Winterlasten gerne los werden und mir nicht auf den letzten Metern vor dem Frühling noch eine Grippe oder erneute Erkältung holen.

Ich hoffe mein heutiger Post ist euch nicht zu „schwer“ an diesem Frühlingstag, aber ich möchte mich nicht verstellen und das Leben ist nun mal nicht immer planbar.

Ich werde heute versuchen etwas zur Ruhe zu kommen und natürlich meine Mutter zu besuchen. Was ganz fest auf meinem heutigen Plan steht ist ein Spaziergang mit Hund und Pferd in der Frühlingssonne. Ein bisschen Bewegung und frische Luft tun immer gut! Und nicht zu vergessen, meinen Kuchen genießen.

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Ich hoffe ihr könnt die Sonnenstrahlen und milden Temperaturen heute in vollen Zügen genießen und wünsche einen schönen Sonntag.

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