Fast jeder liebt sie, kennt sie und bei mir lösen sie Kindheitserinnerungen aus – Schaumküsse.

Du meine Güte – ewig hatte ich sie nicht mehr gegessen, irgendwie aus den Augen verloren. Früher, als man noch ungestraft Negerküsse oder Mohrenkopf sagen durfte, standen sie in der Bäckerei, der auf dem Schulweg lag, auf der Theke. Natürlich selbstgemacht. Als gestern Abend beim Stall-Stammtisch eine Packung auf dem Tisch lag, kam die Erinnerung wieder hoch. Und – sie schmeckten noch genau so gut wie früher.

Ja, wie ist das nun mit dem Schoko- oder Schaumkuss? Am Stammtisch verwendeten alle den früheren Begriff aus Gewohnheit, ohne sich groß darüber Gedanken zu machen. Und das obwohl die meisten Frauen ja erheblich jünger sind als ich. Unser Bäcker im Dorf hatte ein grosses Herz für Kinder und wenn am Nachmittag nichts mehr los war, dann “pappte” er für mich einen solchen Mohrenkopf zusammen. Der Bäcker gehörte zum Freundeskreis meiner Eltern und ich durfte jederzeit in die Backstube.

Er freute sich wenn man seine Backwaren lobte und er in die glücklichen Augen der Kinder sehen durfte. Damals gab es die Mohrenkopfe noch lose zu kaufen. Sie waren auf einem Blech aufgetürmt, ohne Schutz, denn damals scherte sich keiner darum, ob die Ware abdeckt war. So viel ich mich erinnern kann kostete ein Schaumkuss damals 10 Pfennige und ich liebte sie besonders zwischen einer Semmel eingedrückt oder beim Kindergeburtstag an dem immer ein Negerkuss-Wettessen veranstaltet wurde. Heute sind diese Brötchen dem Gesundheits-Bewusstsein zum Opfer gefallen und es besteht ja absolute Hüftgoldgefahr. Ich liebte auch seine “Amerikaner” die ich schon ewig nicht mehr gegessen, geschweige bei einem Bäcker gesehen habe. Darf man eigentlich noch “Amerikaner” sagen?

Jahre später als der Bäcker verstarb, hiess es er sei an “gebrochenem Herz” verstorben, denn die Kunden blieben aus und kauften ihre Backwaren lieber beim billigen Discounter.