Manchmal blicke ich mit etwas Neid auf meinen Nachbarn der mit seinen 70 Jahren sportlich und fit ist, täglich mindestens 2 Stunden am Stück läuft, zweimal die Woche schwimmen geht und auch noch regelmässig im Fitness-Studio trainiert.
Mehr Sport zu treiben gehörte meist zu meinen Neujahrsvorsätzen, aber schon nach kurzer Zeit waren die guten Pläne schon wieder Geschichte. So vieles habe ich in den letzten Jahren für mich ausprobiert aber es war immer das Gleiche, euphorischer Anfang, schnelles Ende und große Enttäuschung. Vor einigen Jahren habe ich mir Laufschuhe mit dem großen Vorsatz täglich eine Runde joggen zu gehen, gekauft. Ich habe mindestens 15 Paar Schuhe probiert um wirklich die Besten zu finden. Am nächsten Morgen bin ich planlos, aber mit vollem Tatendrang gestartet. Geendet hat es damit, dass ich nach 30 Minuten völlig erschöpft und desillusioniert wieder Zuhause war. Keine Kondition, keine Technik, kein Plan. Aber aufgeben wollte ich nicht, dafür waren die neuen Laufschuhe auch zu teuer. Also von ganz vorne anfangen! Ich habe viel recherchiert, gelesen und mir wurde bewusst, dass Sport und Bewegung ein fester Bestandteil des Lebens sein sollten, anstatt ein kurzer Motivationsschub. Wie vieles im Leben klappt das nur mit viel Geduld und Einsatz. Wem es ähnlich geht kann ich diesen tollen Artikel von Dextro Energy empfehlen der mir sehr geholfen hat meine persönliche, tägliche Sport Routine zu finden.
In Kombination mit den tollen Tips und unseren Tieren, mit mehr Zeit und Lust hat sich die Lage nun zum Guten entwickelt. Mit Emmi unserem Irish Terrier gehe ich täglich, oft sogar zweimal am Tag. Sie ist ein wahres Energiebündel, die ohne Aktivität nur schwer zu bändigen ist und geradezu nach Bewegung schreit. Was ihr guttut, hält mich fit! Spazierengehen ist mit Abstand die einfachste und flexibelste Form der Bewegung. Man benötigt keine kostspielige Ausrüstung und muss sich nicht nach einen bestimmten Zeitplan halten. Jetzt in der kalten Jahreszeit kostet es manchmal ein wenig Überwindung, doch sobald ich die Stiefel schnüre ist Emmi schon aufgeregt und schon kann es losgehen. Ein Hund dieser Rasse benötigt viel Auslauf, und das bei Wind und Wetter.
Seit diesem Sommer reite ich auch wieder regelmässig und habe gemerkt wie sehr ich es vermisst habe. Reiten – eine Sportart, die von vielen nicht als Sport angesehen wird. Doch da haben sich die Leute gehörig getäuscht. Denn so einfach und leicht wie es aussieht ist es nun einmal nicht. “Der wahre Sportler ist das Pferd”! Der Reiter sitzt nur oben auf und lässt sich durch die Gegend tragen – mit solchen und ähnlichen Vorurteilen sehen sich Reiter immer wieder konfrontiert. Eigentlich ist Reiten ziemlich anspruchsvoll, weil man sich selbst und auch das Tier kontrollieren muss. Zudem werden Muskeln von Kopf bis Fuss trainiert, vor allem Bauch- und Rückenmuskulatur und die Oberschenkel. Im Sommer konnte ich nach jeder Reitstunde kaum gehen, spürte jeden Muskel, bei manchen wusste ich nicht einmal, dass sie existieren. Die Beanspruchung wechselt zudem in jeder Gangart – im Schritt und Trab wird der Körper anders gefordert als im Galopp. Reiten stellt eine hohe Anforderung an Beweglichkeit, Gleichgewicht, Konzentration und Reaktionsfähigkeit. Wer länger im Sattel sitzt braucht Ausdauer und ein Mass an Muskelkraft.
Reiten ist das beste Rückentraining, denn wenn jemand richtig im Sattel sitzt, übertragen sich die Bewegungen des Pferdes auf den Reiten, der Reiter wird quasi zum Mitgehen gezwungen. Es kräftigt Bauch- und Rückenmuskulatur und seit dem Sommer haben sich meine Rückenschmerzen sehr stark gebessert. Den Fehler mich zu Überschätzen werde ich tunlichst lassen um einen erneuten Reitunfall zu vermeiden. Die meisten fangen im Kindesalter mit dem Reiten an, sie lernen schneller, sind beweglicher und machen sich keine Gedanken einmal vom Pferd zu fallen. Trotz aller Unkenrufe aus meinem Familien- und Freundeskreis, bin ich jedoch der Meinung: Zum Reiten ist man nie zu alt, solange man noch körperlich fit genug ist. Natürlich gibt es ein gewisses Verletzungsrisiko, doch wenn man einige Grundsätze beherzigt und nicht Übermütig wird, kann man das Risiko stark minimieren. Wer gewissenhaft trainiert und nicht Übertreibt, die Warnzeichen des Körpers ernst nimmt kann die Lebensqualität im Alter durch Sport und Bewegung deutlich erhöhen und aktiv in Würde altern. “Sport ist Mord”! Ein Sprichwort, das vor allem bei Sportmuffel sehr verbreitet ist. Dennoch steckt ein kleiner Funke Wahrheit darin, doch auch im Haushalt kann ich mich verletzten.
Sport ist gesund, nicht nur für den Körper, sondern auch für den Kopf. Zum Glück habe ich keine Figurprobleme und muss abnehmen, doch nach dem Sport und Spazierengehen bin ich ausgeglichener, meine Bluthochdruck Probleme sind wie weg gefegt. Bewegung und frische Luft tut mir einfach gut, ich schlafe besser und mein Hausarzt ist mit meinen Werten sehr zufrieden. Nach einer Reitstunde strotzte ich von Selbstbewusstsein, bin Stolz auf mich, was ich mit 66 Jahren noch erreichen kann. Es geht nicht mehr um Rekorde, Siege oder Medaillen, es geht vielmehr darum die körperliche Fitness zu erhalten und Gesundheitsrisiken vorzubeugen.
PS, die Laufschuhe habe ich meiner Tochter überlassen denn eine “Joggerin” werde ich definitiv nicht mehr. Lasst euch inspirieren, denn das Wichtigste ist dass Sport zu euch und in euren Alltag passt.