Einen wunderschönen guten Morgen!
Eine meiner Nachbarinnen feierte im Oktober ihren 90. Geburtstag. Im Kopf noch völlig fit, doch der Bewegungsapparat ist schon sehr eingeschränkt und da sie grosse Angst vor einer Corona Erkrankung hat, besteht ihr Leben nur noch in Aufstehen, Essen, Fernsehen und ab und zu ein kleiner Spaziergang. Letzten Samstag hat sie mich gefragt ob ich nicht auf einen Kaffee kommen möchte, ihre Tochter hätte auch einen Kuchen gebracht. Ich mag sie sehr gerne und konnte die Einladung nicht ausschlagen, denn sie konnte wunderbar von Früher berichten und so erzählte sie mir von Weihnachten als sie noch ein Kind war, sie lies für mich die “gute alte Zeit” lebendig werden.

Wir hatten eine kleine Landwirtschaft, im Nebenerwerb und der Vater arbeitete auf dem Bau, fing sie an zu erzählen. Zum Essen gab es nicht viel, doch wir hatten Glück da ihr Onkel Bäcker war und der Grossvater züchtete Hasen. So gab es am ersten Feiertag einen Hasenbraten, der besonders gut schmeckte. Sie erinnert sich gerne an Weihnachten als sie noch ein Kind war, auch wenn es im Winter bitterkalt war. Im Haus wurde nur die grosse Wohnküche geheizt, sie erinnert sich an die Wärme des Holzofens und den Geruch der Bratäpfel. Dort stand auch der Baum, eine kleine dünne Fichte, geschmückt mit Lametta, das jedes Jahr wieder verwendet wurde und viele Kerzen. Geschenke gab es wenige und wenn, dann nur praktische Dinge, wie selbst gestrickte Socken oder Handschuhe und dafür wurde ein alter Pullover aufgetrennt. Die Puppe bekam ein neues Kleid und der Holzroller ihres Bruders war frisch angestrichen. Es war verboten die Küche zu betreten, erst wenn alles für die Bescherung vorbereitet war durften sie ins Zimmer. So lange mussten sie in ihrer kalten Schlafkammer verweilen und sich ruhig halten. Der Winter hatte das Land fest im Griff und es lag sehr viel Schnee, die Fenster waren dick zugefroren mit Eisblumen.

Ihr Vater baute heimlich einen Brennapparat und brannte dann von Kartoffeln Schnaps. Es hat sich in der Nachbarschaft schnell herumgesprochen und viele brachten Kartoffeln um wieder einmal einen guten Schnaps zu haben. So musste ihre Mutter die Weihnachtsgeschichte vorlesen, denn ihr Vater hatte einige Schnäpse zu viel und zur Christmette konnte er auch nicht mit. Doch sie liebte die Weihnachtszeit und mit selbstgebackenen Plätzchen, Tee und Kerzenlicht schaffte ihre Mutter eine wunderschöne Atmosphäre an die sie sich noch gerne erinnert. Man hat sich viel mehr über kleine Dinge gefreut, es gab keine Berge von Geschenken – wichtig war die Familie und der Glaube stand damals noch stärker im Fokus. Die Weihnachtsfeiertage feiert sie mit ihrer Familie und freut sich schon sehr darauf. Schliesslich meinte sie – es könnte ja das letzte Weihnachten sein.

Wünsche euch einen schönen Sonntag und 3. Advent