Hier ein wenig Glitzer, da ein bisschen Farbe… Selbst Dekomuffel schmücken im Advent die Wohnung liebevoll. Weihnachten ist das Fest der Sinne, doch die Zeiten haben uns dünnhäutig gemacht, mehr denn je sehnen wir uns nach Lichtern, Düften und alten Traditionen.



Gerade in der Weihnachtszeit zeigt sich, wie lebendig alte Rituale und Bräuche sind. Familien holen die Weihnachtskrippe vom Dachboden, stauben die Figuren vorsichtig ab und in der heimischen Küche entstehen Köstlichkeiten. Manche diskutieren, ob es zum Fest Kartoffelsalat mit Würstchen oder doch lieber die Gans wie bei Oma geben soll. Ich erinnere mich zum Beispiel gerne an das Plätzchen backen mit meiner Mutter, das meist einige Tage dauerte. Die Familie war groß, die Plätzchen sehr gefragt und die Menge enorm. Neben Backen gehörte ein selbstgebastelter Adventskranz oder Gesteck ebenso dazu. Der Christbaum wurde von meinem Opa selbst geschlagen und von meiner Mutter mit Kugeln und Lametta geschmückt. Ich liebte an Hl. Abend den Karpfen blau im Wurzelsud, den mein Vater zubereitet hat. Der Karpfen wurde noch lebend besorgt und für seine letzten Tage war die Badewanne sein neues Zuhause. Leider bekommt meine Tochter schon beim Namen Karpfen Gänsehaut und wird auch dieses Jahr nicht auf meinem Speiseplan stehen.


Traditionen ändern sich, sei es, weil Angehörige weit entfernt leben, die Familie kleiner wird oder weil der Hundewelpe es unmöglich macht, einen Baum aufzustellen. Ich mag Advents- und Weihnachtstraditionen, doch was ich nicht mag, ist Plätzchen backen. Doch zum Glück werde ich von Freunden und meiner Nachbarin mit Plätzchen versorgt und brauche nicht darauf zu verzichten. Weihnachten beschränkt sich in Deutschland nicht nur auf den Hl. Abend und die beiden Weihnachts-Feiertage. Der Startschuss fällt bereits am 1. Advent, dann öffnen die meisten Weihnachtsmärkte und es ist höchste Zeit, die Wohnung festlich zu dekorieren.

Nachdem die Stallweihnacht zwei Jahre wegen Corona ausfallen musste, wurde dieses Jahr wieder mit Lagerfeuer, Kesselgulasch und Glühwein groß gefeiert. Am Hl. Abend wird am Pferdestall mit einem Gläschen Sekt in der Mittagszeit das Christkind willkommen geheißen und am Nachmittag wird am Friedhof eine Kerze angezündet. Am Hl. Abend feiern wir zu Dritt gemütlich mit kleinen Köstlichkeiten, der Christbaum wird beleuchtet und für jeden liegt eine Kleinigkeit unter dem Baum.


Als ich noch Kind war, ging mein Vater als erster ins Wohnzimmer und läutete mit einem Glöckchen. Zuerst wurde aber noch ein Foto gemacht und das dauerte……. ewig. Heute weiß ich, wie schwierig es ist, bei widrigen Lichtverhältnissen ein schönes Foto zu machen. Damals nervte das gefühlt stundenlange Warten und ich hielt meist schon Ausschau nach dem, was unter dem Baum lag. Am Hl. Abend ist für mich das Handy bzw. Fotos machen, tabu. Doch es gibt so einige Rituale, die wir im Advent und an Weihnachten pflegen, würden sie wegfallen – würde etwas fehlen. Kein Jahr fehlen dürfen bei mir Frostgläser, die ich schon im November bastle und sogar bis weit in den Januar bleiben dürfen.