Sonntagsfrühstück, 22. Mai

Einen wunderschönen guten Morgen!

Viele die noch mitten im Arbeitsleben stehen und von Stress und Leistungsdruck geplagt sind, träumen von “Renterdasein” – ein Leben mit freier Zeiteinteilung, ohne Hektik und von Zwängen befreit.

Doch für vielen Neu-Rentner ist die ungewohnte Freiheit am Anfang gewöhnungsbedürftig, mancher droht im Ruhestand gar eine Altersdepression, weil sie im Berufsleben verlernt haben ihre Freizeit für sich zu nutzen. Als ich zum 31.12.2021 meine Firma abgemeldet habe, hatte ich Anfangs durchaus “Bauchgrummeln”, weil ich nicht wusste was auf mich zu kommt. Kommt Langeweile auf, kann ich mit der “Mehrzeit” umgehen und fehlt mir der Kontakt mit meinen Kunden? Plötzlich war es soweit! Von einem auf den anderen Tag, keine Aufträge, Anrufe und Mails, man wird in keine Projekte mehr eingebunden und der Schreibtisch bleibt leer. Das kann gemischte Gefühle auslösen, denn mit der Arbeit sind wir schliesslich nicht nur die Pflichten los. Manche verlieren auch ein Stück den Eindruck nicht mehr gebraucht zu werden. Doch weit gefehlt, jetzt habe ich endlich Zeit, mich mit neuen Beschäftigungen zu widmen, meine Hobbys zu pflegen, Emmi erziehen, Zeit für Freunde, den Garten auf Vordermann zu bringen, ein neues Kräuterbeet anlegen und das nicht nur am Wochenende. Mit der besten Freundin an einem Wochentag zum Frühstücken gehen, eine Reitstunde am Nachmittag und laaaange Spaziergänge mit Emmi.

Um dem Tag eine gewisse Struktur zu geben, stehe ich immer noch sehr früh auf, geniesse die Morgenstunden, freue mich das mir so viel Zeit zur Verfügung steht und weis, dass mich viele darum beneiden. Gestern war ich mit einer Freundin zur Nachmittagsvorstellung im Kino und danach zu einem frühen Abendessen in meinem Lieblingslokal. Nach jahrzehntelanger Arbeit einmal die Füsse hochlegen und den Tag (auch einmal mit Nichtstun) auf der Terrasse zu geniessen. Langeweile kenne ich zum Glück nicht, manchmal habe ich das Gefühl die Zeit vergeht schneller als früher.

Um liebgewonnene Tätigkeiten bewusst zu erleben plane ich mir jeden Tag ein Erlebnis ein, auf das ich mich freue. Jeder Tag sollte einen Höhepunkt haben, um am Abend glücklich und zufrieden schlafen zu gehen. Das können auch kleine Dinge sein, wie ein neues Gericht zu kochen oder alte Freunde treffen, die man zuletzt aus den Augen verloren hat. Manchmal muss ich meinen Tatendrang zügeln, um nicht alles auf einmal zu unternehmen was im Berufsleben zu kurz gekommen ist. Bei bleibender Gesundheit bedeutet es im besten Fall, dass ich noch mindestens 20 Jahre Zeit habe, mein “Rentnerdasein” sinnvoll, kreativ und aktiv gestalten zu können. Das sind doch eigentlich schöne Aussichten – oder?

Wünsche euch einen wunderschönen Sonntag”