Sonntagsfrühstück, 2.Oktober

Einen wunderschönen guten Morgen!

Heute ist Erntedankfest, das traditionell am ersten Sonntag im Oktober gefeiert wird und zu einem feierlichen Höhepunkt im Herbst gehört. Das Fest soll die Freude über eine erfolgreiche Ernte verkünden, die sogar in meinem kleinen Gemüsegarten doch sehr reichlich war.

Über Erfolg oder Misserfolg in der Landwirtschaft entscheidet doch vor allem das Wetter – stark und langanhaltender Frost im Frühjahr, zu viel Regen oder Hitze im Sommer, können innerhalb von wenigen Wochen die Erträge stark dezimieren. Bei einer Brotzeit habe ich mich letzte Woche mit meinem Nachbarn unterhalten. Er hat einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Viehzucht, baut Mais und Getreide an. Ich kenne ihn seit fast 40 Jahren und weiß, dass er gerne jammert, doch als er im Juni nach einem starken Unwetter an seinem Getreidefeld stand, hat er mir sehr leid getan. Die Halme zu Boden gedrückt, der größte Teil sogar gänzlich umgeknickt – ein Totalschaden. Im Juli und August dann Temperaturen über 30 Grad und kaum Regen, braune Wiesen und vertrockneter Mais. Es fehlt gewaltig an Grünmasse, die er zum Füttern seines Viehs benötigt, denn dieses Jahr gab es keinen Landregen. Landregen ist anhaltender, schwach fallender Regen, der sich über einige Tage erstreckt. Die Futtermittel für den kommenden Winter werden nicht nur knapp, sondern die notwendige Qualität spielt eine große Rolle.

Für mich ist die Landwirtschaft das Ein und Alles meinte er und dass sein Sohn den Betrieb nicht übernehmen will, sehr verständlich. Wir haben doch alles probiert, Milchwirtschaft, Hühner dazu, Direktvermarktung – aber am Ende tritt man immer auf der Stelle. Der zunehmende Preisdruck durch die Discounter, sinkende Fleisch-, Milch und Getreidepreise und die Klimaveränderung treibt immer mehr Landwirte zur Aufgabe. Landwirte brauchen mehr Wertschätzung, meinte er, kaum jemand wolle im Supermarkt mehr ausgeben für Lebensmittel, die Umwelt- und Tierschutz garantieren. Bei uns im Dorf haben die letzten fünf Jahre insgesamt 8 Landwirte aufgegeben und auf meine Frage wie es bei ihm weitergeht, bekam ich die Antwort. Einige Grundstücke verkaufen, mit dem Erlös den Hof umbauen und Wohnraum schaffen, dazu biologisches Gemüse anbauen und direkt am Hof vermarkten.

Ein leises Sterben, das die Landwirtschaft erlebt – Überlebenschancen haben zunehmend nur noch Großbetriebe, die sich nicht um Tierschutz scheren. Früher wünschte sich ein Landwirt nichts mehr, als dass der Hof in der Familie bleibt. Heute fragen sich viele, ob sie das ihren Kindern und Enkel noch zumuten möchten. Das Gespräch hat mich sehr nachdenklich gestimmt und ich frage mich heute, ob es einen Grund gibt, heute Erntedank zu feiern? Das spiegelt die Situation in Deutschland wider.

Wünsche euch einen schönen Sonntag!