Sonntagsfrühstück, 23.Oktober

Einen wunderschönen guten Morgen!

Mal Hand aufs Herz, manchmal wünscht man sich für unsere Sprache ein Reinheitsgebot wie für das deutsche Bier, da darf ja auch nur Hopfen und Malz rein. Doch wenn es um die Sprache geht, ist alles erlaubt, mixen, verrühren und vermischen, was das Zeug hält. Heißt unsere Muttersprache bald Denglisch?

Nicht falsch verstehen, natürlich ertappe ich mich selbst dabei, wenn ich englische Ausdrücke wie Cinema, Outfit, Shopping oder Meeting verwende. Corona brachte uns den Lockdown, Home-Office und Booster. Würde ich heute zu meiner Tochter sagen, ob sie morgen Heimarbeit macht, würde sie mich schallend auslachen. Als ich noch im Beruf stand, hat mich ein Kunde zum Business Lunch eingeladen und wie der Name schon vermuten lässt, versteht man darunter ein Essen in der Mittagspause. Egal, ob man das Essen im Restaurant oder am Würstlstand um die Ecke einnimmt, bei einem Business Lunch lässt sogar die Weißwurst mit Breze und Senf ein wenig hipper wirken.

Überall ist er zu hören, der Mix aus Deutsch und Englisch. Insbesondere die junge Generation liebt die neuen Wörter, die Eltern oft nicht mehr verstehen. Besonders die Ü60 sind irritiert, wenn Kinder über Chucks, Hoodies oder Chatten sprechen. Englisch ist nun einmal die Weltsprache und Wörter, die sich auf Deutsch vermeintlich nicht so gut anhören, werden ganz cool aus dem Englischen importiert. Ist man vor einigen Jahren noch zur Schönheits-Farm zum Yoga, Pickel-Drücken und Schlammpackung gefahren, so gehts heutzutage ins Spa Beauty Ressort und wer sagt heute noch Aufgabenliste? Die To-do-Liste erleichtert den (Arbeits-)Alltag und ist das Herzstück für ein funktionierendes Zeitmanagement.

Dass die Sprache wachsen muss, ist klar und es gibt unzählige Wörter, die einfach blöd klingen. Wer mag heute noch als Hausmeister arbeiten, wo Facility-Manager doch so cool klingt. Aber muss ein Verkäufer zum Sale Advisor werden und Weihnachten klingt doch viel schöner als X-mas. Bin mir jedoch sicher, dass ich im Advent den Ausdruck X-mas einige Male verwenden werden. 🙂 Die Sprachverhunzung nimmt immer mehr zu und auch der bayerische Dialekt stirb langsam aber sicher auch aus. Gut, bei uns im Dorf wird noch Dialekt gesprochen und die Kinder grüßen noch mit Grias di. In unserem kleinen Bäckerladen würde man nie das Wort Tschüss hören, hier heißt es immer noch Grias God oder Guad Moing. Doch in unserer Landeshauptstadt München würde mich wohl kaum jemand verstehen, wenn ich mein urbayerisch auspacke und rede, wie mir der Schnabel gewachsen ist.

Unsere Sprache wird immer „denglischer“ und für die meisten sind Coffee-to-go, Meeting, Date, Shopping oder Work-Life-Balance schon gebräuchliche Begriffe. Doch man könnte es auch auf Deutsch sagen. Kaffee zum Mitnehmen, Treffen, Einkaufen oder Verabredung. Auch die ältere Generation freundet sich langsam mit der neuen Wortwahl an, wollen wir doch nicht aufs Abstellgleis geschoben werden. Doch unsere Sprache, auch der bayrische Dialekt hat ein wenig mehr Liebe verdient, ist er doch ein Stück Identität, das wir pflegen sollten.

Wünsche euch einen schönen Sonntag!