Sonntagsfrühstück, 12.März

Einen wunderschönen guten Morgen!

Nicht alle Kinder haben das Glück, mit ihren Großeltern, ja sogar mit den Ur-Großeltern aufwachsen zu können. Doch Eltern und Kinder, die Oma und Opa haben, wissen wie fantastisch es ist.

Meine Tochter hatte das Glück und ich konnte aus dem Vollen schöpfen. Meine Ur-Großeltern, Seidl Oma und Opa wurden über 95, haben zwei Kriege überstanden, waren auch im hohen Alter geistig und körperlich fit und konnten ihre Diamant-Hochzeit feiern. Seidl Oma versorgte an Weihnachten alle Familienangehörige mit selbstgestrickten Socken, die Familie war groß und meist hat sie im Januar angefangen zu stricken. Ganz gleich wann man Omi besuchte, sie war eigentlich immer am Stricken. Die besten Weihnachtsplätzchen kamen aus ihrer Küche und der Apfelstrudel war ein Gedicht. Seidl Opa hatte einen liebenswerten, trockenen Humor und so genau wusste man nie, sind seine Geschichten nun wahr oder flunkerte er.

Den engsten Bezug hatte ich zu Oma und Opa väterlicher Seite, mit denen wir in einem Haushalt lebten – meine Großeltern im Erdgeschoss, meine Eltern, mein Bruder und ich im ersten Stock. Ich liebte es, wenn mich mein Opa zu Bett brachte, denn er hatte eine Engelsgeduld und konnte die besten Geschichten und Märchen erzählen. Ob Rotkäppchen oder Schneewittchen, am liebsten möchte ich die Geschichte vom Brandner Kasper, die ihr sicherlich alle kennt, was meine Mutter jedoch ausdrücklich verboten hatte. Bei der Beerdigung meines Opas, ich war gerade 16 Jahre alt, war sein langjähriger Freund, der Bürgermeister aus Waakirchen anwesend. Er erzählte, dass sie in jungen Jahren regelmäßig beim Wildern waren, einmal in der Woche gezockt haben und sie vielen Mädchen die Augen verdreht haben.

Meine Oma wurde 95 und meine Tochter hatte das Glück viele schöne Jahre mit Ur-Oma zu leben. Unsere Großeltern haben viel erlebt, mussten Kriege überstehen und hatten es nicht immer einfach in ihrem Leben. Ich erinnere mich an viel Liebe und habe sogar noch die Stimme meines Opas im Ohr. Strenge gab es bei den Großeltern nicht, was Eltern verboten haben, haben sie erlaubt und es ist kein Wunder, dass ich sehr, sehr gerne bei Oma und Opa war. Bei ihnen durfte man abends länger aufbleiben, Süßigkeiten essen und man hatte immer jemand zum Spielen. Das allein war aber nicht der Grund, sie waren einfach Oma und Opa, immer für uns Kinder da, zum Zuhören, Tränen trocknen und zum Lieb haben. Kinder mit Großeltern sind einfach glücklicher.

Auch heute sind Großeltern ein wichtiger Teil in der Familie. Immer häufiger arbeiten beide Elternteile und die Scheidungsrate ist drastisch gestiegen. So finden Kinder bei den Großeltern die Unterstützung und Zuneigung, die ihnen fehlt und dabei übernehmen Omas die fürsorgliche Rolle, während Opas eher aktiv und als Mentor agieren. Ob meine Tochter oder ich, wir haben nur glückliche Erinnerungen an die Großeltern und erst gestern meinte meine Tochter. Warum hast du nicht besser aufgepasst, als Oma Dampfnudel mit Vanillesauce gemacht hat?

Wünsche euch einen schönen Sonntag!