Einen wunderschönen guten Morgen!
Mal vergeht sie wie im Flug, manchmal bleibt sie stehen und jetzt zieht sie sich wie Kaugummi. Wer kennt das nicht: Wenn wir warten, scheint die Zeit nicht zu vergehen, verbringen wir aber zum Beispiel einen schönen Urlaub, vergeht die Zeit scheinbar rasend schnell. Als Kind empfand man doch ein Jahr als unendlich lange. Andererseits dehnen sich Minuten im Wartezimmer der Arztpraxis zu Stunden.



Noch eine Woche, dann ist das Thema Basel erledigt und meine Tochter kommt zurück nach Bayern. Rückblickend sind die 4 Jahre wie im Flug vergangen und ich kann mich noch gut erinnern, als ich sie zum ersten Mal, am Sonntag, den 30. Juni 2019 zum Bahnhof gebracht habe. Hinterher hatte ich tagelang einen Kloß im Halse stecken und konnte mir nicht vorstellen, wie ich die geplanten Jahre aushalten könne. Die letzten Wochen tröpfeln jetzt vor sich hin, die Tage – ja sogar die Stunden. Man könnte fast glauben, die Zeit läuft jetzt in Zeitlupe!
In den 4 Jahren haben wir eine Pandemie überstanden, Großbritannien hat sich aus der EU verabschiedet, die USA haben einen neuen Präsidenten und auch in Deutschland hat die Regierung gewechselt. Der brutale Krieg Russlands gegen die Ukraine hat das Jahr 2022 geprägt und ein Ende ist nicht in Sicht. Jahrhundert-Hochwasser im Ahrtal und Nord-Rhein-Westfalen mit schrecklichen Bildern und vielen Toten. Deutschland scheidet bei der Fußball-WM schon in der Vorrunde aus und Großbritannien trauert um die Queen. Viele Ereignisse sitzen noch tief im Gedächtnis, doch man hat das Gefühl, es sei schon sehr, sehr lange her.



Gestern erzählte mir eine Freundin, dass ihr Sohn dieses Jahr im September nach Peking geht. Er arbeitet für einen großen bayrischen Autokonzern und hat einen Vertrag für 3 Jahre unterzeichnet. Um in China eine Arbeitserlaubnis zu bekommen, braucht man einen Arbeitgeber, der für einen bürgt oder ausreichende Qualifikationen. Oder die dritte Möglichkeit: Man heiratet einen chinesischen Staatsbürger. Denke, es wird eine Zeit dauern, bis meine Freundin ihren Sohn wiedersehen wird, ein Kurztrip um die Familie zu besuchen ist ein wenig schwieriger als eine Bahnfahrt zwischen Basel und Rosenheim. Drei Jahre – gefühlt eine lange Zeit. Bei meiner Tochter waren es vier, doch durch Corona mit viel Home-Office und sehr häufigen Wochenend-Besuchen ist die Zeit schnell vergangen.
Ich kann mich noch gut erinnern: In der Schule schienen mit sechs Wochen Sommerferien wie eine Ewigkeit. Heute ist es anders, kaum hat der Sommer angefangen, ist er schon wieder vorbei. Irgendwie scheint sich unser Zeitgefühl verändert zu haben, alles geht schneller – viel schneller sogar. Faktisch gesehen ist Zeit immer gleich lang, eine Sekunde ist immer eine Sekunde, eine Stunde hat immer 60 Minuten und ein Tag 24 Stunden. Mit zunehmendem Alter wird unser Gehirn langsamer und mit ihm auch die Fähigkeit Bilder zu verarbeiten. Wir können weniger Bilder aufnehmen, was uns das Gefühl gibt, dass die Zeit schneller an uns vorbeizieht. Der Alltag besteht aus Routine, die Tagesabläufe sind gleich oder ähneln sich und das ist nicht besonders aufregend für das Gedächtnis. Das heißt, es werden keine Erinnerungen gespeichert und wir haben das Gefühl, die Zeit vergeht noch einen Tick schneller. Leider ziehen sich die letzten Wochen in Basel wie Kaugummi und ich würde mir wünschen, die noch verbleibenden Tage würden ein klein wenig schneller vergehen.




Wünsche euch einen schönen Sonntag!