Laterne, Laterne…

Gedanken zum Martinstag!

Ich schätze alle die Kinder haben können sich noch gut an den Martinstag und die dazugehörigen Martinsumzüge erinnern. Letzte Woche hat mich unsere Nachbarin über den Zaun angesprochen, ob ich ein paar Tipps hätte, wie man am Besten eine Laterne bastelt und ob ich ihr behilflich sein könnte. Unsere Nachbarin hat 3 Kinder die alle für den bevorstehenden Umzug noch das nötige Equipment benötigen, allerdings haben die Kinder selber keine Lust zum Basteln. Ich habe höflich abgesagt, im Moment habe ich einfach keine Zeit und die Erinnerungen an die Laternen Bastelei mit meiner Tochter sind nicht die Besten. Darauf meinte meine Nachbarin, dass sie dann vermutlich einfach 3 Laternen bestellt, die Auswahl sei ja grandios. Meine Neugier war so groß, dass ich nach unserem Gespräch sofort den Laptop angeschaltet habe, um nachzusehen was für Laternen es zu kaufen gibt, denn das gab es im Kindesalter meiner Tochter definitiv nicht – leider!

Und ja, die Auswahl ist grandios, es gibt Laternen in Einhorn-Form, als Herzchen, Mond und bedruckt mit den verschiedensten Motiven. Dazu kann man praktischer weise gleich einen Laternenstab und LED Lampen bestellen. Das ganze gibt es zwischen 5 und 25 EUR. Ich weiß nicht, ob ich schockiert oder belustigt bin. Irgendwie geht der Charme verloren, wenn man einfach eine Laterne bestellt, auch wenn ich mir es damals gewünscht hätte, die Möglichkeit zu haben. Wir haben bereits 2 Monate vor dem Martinstag Schmelzkäse-Ecken in der runden Verpackung zu Hauf gekauft und gegessen, um für die Bastelarbeiten gut ausgerüstet zu sein. Dann ging es in den Laden für Bastelbedarf und es wurde schwarzer Karton, buntest Transparentpapier, Schleifen, Kleber und noch weitere Utensilien für den Bastelmarathon besorgt. Zu Hause wurde dann geschnitten, geklebt und ausprobiert, aber zufrieden waren wir (und besonders meine Tochter) nie mit dem Ergebnis. Damals hatte ich noch nicht die Ruhe und Geduld, die ich heute habe und deswegen brauchten wir meist mehrere Anläufe. War die Laterne fertig, haben wir festgestellt, dass das Teelicht noch eingeklebt werden muss. Ein schwieriges Unterfangen, wenn die Laterne bereits fertig ist, auf der anderen Seite muss das Teelicht am Martinstag dann ja auch angezündet werden. Beim Martinsumzug selbst habe ich mich immer beim Vergleich mit anderen Mutter-Kind Kunstwerken ertappt und bin mir immer wie ein Versager vorgekommen. Wir hatten die einfache Laterne mit bunten Fenstern andere hatten aufwendige Formen und Klebemodelle.

Aber was solls, die eine Stunde wird auch vorbeigehen. Der Martinsumzug in unserem Dorf war, das muss ich zugeben, wirklich toll. Ein heiliger Sankt Martin mit echtem Pferd hat an unserer wunderschönen Kapelle mit dem Bettler seinen Mantel geteilt. Anschließend durften sich die Kinder Brezen, die von unserer Dorfbäckerei gesponsert wurden, holen und mit ihren Freunden teilen, das war ein festes Ritual. Die Kinder haben so die wirkliche Bedeutung und Geschichte vom heiligen St. Martin vermittelt bekommen. Ich frage mich, wie die Umzüge heute vonstattengehen, wenn die Laternen schon gekauft werden können. Ich hoffe für die Kinder, dass das Brauchtum zumindest in unserem Dorf erhalten bleibt, denn meine Tochter hat trotz der Basteldramen nur die besten Erinnerungen an den Martinstag. Ihr größter Wunsch war damals, einmal selbst den Sankt Martin mit ihrem Pferd zu spielen. Heute lacht sie darüber, aber wer weiß….