Teil 3 – Die zweite Reitstunde, die dritte, die vierte?
Mein Muskelkater war weg, also auf zur zweiten Reitstunde. Schon war das unangenehme und flaue Gefühl wieder da. Die nächsten zwei bis 10 Reitstunden an der Longe will ich hier nicht näher beschreiben, das lohnt sich nicht. Die Reitlehrerin meinte nun ist es Zeit das Pferd auch mal anzutraben. Fragt sich nur ob Rapur jetzt weiss was er machen soll? Oh doch, ein Schulpferd kennt die Lektionen und befolgt die Anweisungen seiner Chefin, die in der Mitte der steht. Uiiih… das ist aber flott… ein ganz neues Gefühl, man wird richtig durchgeschüttelt. Angst, nein. Im Sattel fühle ich mich schon relativ sicher, ausserdem kann man sich am Sattel gut mit einer Hand festhalten. Hüften anheben, nicht hochwerfen lassen, Knie locker, Knie zu, nicht so steif. Absatz tief, nicht verkrampfen, entspannen und lächeln…!!! Was bitte? Wieder im Schritt, kurze Verschnaufpause – die ich wirklich nötig hatte – und jetzt das gleiche nochmal auf der anderen Hand. Runde für Runde. Was passiert mit mir? Ich finde immer mehr Spaß am Reiten. Das Gefühl der Sicherheit wächst, die Angst vor neuen Aufgaben lässt nach. Erfolgserlebnisse von Reitstunde zu Reitstunde. Ich bin mächtig stolz auf mich. Jetzt frage ich schon bevor die Stunde beginnt, ob ich die nächste Reitstunden gleich fix buchen kann. Natürlich plagt mich nach jeder Stunde der Muskelkater, aber das Glücksgefühl überwiegt.
In unserem Stall angekommen werde ich natürlich wieder von allen gelöchert wie es mir ergangen ist und sie können alle sehen wie ich strahle. Eine Stallkollegin fragt mich ob ich nicht Lust hätte ihr Pferd abzureiten. Ihr Pferd ist ein gutes Stück größer als die Isländer in der Reitschule, so wollte ich gleich nein sagen – vor allem wegen der Bedenken dass ich hier nicht ohne peinlichen Auftritt auf’s Pferd komme. Doch ich konnte gar nicht so schnell schauen stand das Pferd neben mir und sie meint, hopp, aufsteigen. Völlig überrumpelt konnte ich nicht aus. Nur so viel, es machte mir einen Riesen Spaß. Anfangs ging die Stallkollegin noch neben mir her um mir Sicherheit zu geben, dann meinte sie kurz – ich hole schnell etwas, bin gleich wieder da.
Ich drehe meine Runden, keine Anweisungen, keine Zwischenrufe. Bin alleine – nur ich & das Pferd. Ich fühle wie es meinen Hilfen folgt und wage ein kleines Experiment. Anhalten. Es klappt 🙂 Ich werde mutiger, versuche mich an einfachen Schlangenlinien und anderen Bahnfiguren die ich schon kennengelernt habe. Nach gut einer Stunde steige ich ab und bin glücklich. Wer hätte das gedacht! Nach nur 6 Wochen bin ich infiziert – vom Reitfieber.