Ohrenspiel & Höhenangst

Gedanken vom Pferd aus

Leider sind die Wetteraussichten mal wieder bescheiden. Regen und Gewitter sind angekündigt. Die Pferde haben Frühlingsgefühle und sind aufgedreht, deshalb verzichte ich nach 2 Wochen Reitpause lieber auf einen Ausritt. Stattdessen auf in die Halle, gemütlich ein paar Runden drehen, Bahnfiguren üben und meinen Sitz verbessern. Zudem und wohl der wichtigste Punkt, wieder ein bisschen Sicherheit erlangen.

Schon beim Aufsteigen macht sich die Reitpause bemerkbar. Oh, heute habe ich ein Problem aufzusteigen, ist Una gewachsen? Oder bin ich nicht genügend aufgewärmt, stocksteif oder haben meine Muskeln so schnell nachgelassen? Dann muss ich wohl die Aufsteighilfe benutzen, in der Hoffnung dass Una hier brav stehen bliebt. Nach dem 4. Versuch hat es endlich geklappt und ich sitze im Sattel. Una dreht ihren Kopf zu mir. Ja – sie wartet auf ihr Belohnungslecohren3.jpgkerli. Das fordert sie mittlerweile nach jedem Aufsteigen ein. Wenn man es nicht gleich parat hat  zieht sie eine Schnute. Von oben betrachtet ist das ein wirklich amüsantes Schauspiel. Als möchte sie sagen, ich bin der Meinung ist war brav und habe mir eine Belohnung verdient. Wir haben mit dieser Methode gute Erfahrungen gemacht, insbesondere beim Aufsteigen. Als wir unsere Ponies bekommen haben konnte keine der beiden beim Aufsteigen ruhig stehen bleiben. Eine nervige und vor allem gefährliche Unart.  Aber was sich über Jahre eingeschlichen hat ist nicht von heute auf morgen abzustellen. Wir haben das monatelang in der Halle geübt und als es sicher funktioniert hat, auch auf Ausritten. Mittlerweile klappt es zuverlässig und auch ohne Leckerli. Aber wer kann schon widerstehen wenn man so direkt darauf aufmerksam gemacht wird?

Höhenangst ?

Ich verstehe es nicht, glaube Una ist in den letzten 2 Wochen um einige Zentimeter gewachsen. Von unten unterschätzt man gerne die Höhe des Pferdes, auch wenn das Stockmaß von Una nur 1,42m ist. Ich möchte mir im Moment nicht vorstellen wie es wäre auf einem Großpferd mit Stockmaß 1,70m zu sitzen. Warum stelle ich mich gerade heute so an? Liegt es am Wetter? An der fehlenden Routine? hoehenangst2Habe ich Höhenangst? Mein Puls rast, die Muskeln spannen sich an und das Herz pocht mir bis zum Hals. Soll ich lieber absteigen und es für heute gut sein lassen? Nein, reiß Dich zusammen – sage ich selbst zu mir. Ein Pferd wächst nicht innerhalb von 14 Tagen und wenn ich jetzt absteige bin ich beim nächsten Versuch noch nervöser. Ich setze mich aufrecht in den Sattel, versuche Beine und Arme locker zu machen, fange an leise vor mich hin zu singen und reite im Schritt an. Langsam werde ich ruhiger und wir reiten ruhig unsere Runden in der Halle.

 

 

 

Da geht es aber auch weit runter hoehen9.jpg

Ohrenspiel

Was mich schon immer fasziniert – ist das Ohrenspiel der Pferde, ich beobachte von oben immer genau was Una’s Ohren gerade machen. Als absoluter Anfänger dachte ich immer Ohren nach vorne ist gut, dann ist mir das Pferd wohl gesonnen, Ohren nach hinten – Vorsicht ist geboten.  ohren1Was es aber wirklich damit auf sich hat und dass diese einfache Regel nicht wirklich greift habe ich in den letzten Jahren beim regelmäßigen Umgang mit den Pferden gelernt. Früher habe ich mich nicht getraut mich einem Pferd zu nähern wenn die Ohren nicht nach vorne zeigten, im Nachhinein muss ich oft über mich selber lachen. Una’s Ohren bewegen sich wie Radarantennen und sind ständig in Bewegung um Geräusche aus allen Richtungen empfangen zu können. Beim Reiten aber vor allem um aufmerksam meinen Hilfen folgen zu können. Wenn ich mit ihr spreche bekomme ich dabei immer ein Ohr von ihr.

 

Geduld & Lob

Ich bin froh dass ich nicht abgestiegen bin, stehen bleiben, Schlangenlinien und Volten reiten klappt heute sehr gut. Nur das Traben muss ich noch üben. Ich falle gerne mit dem Oberkörper nach vorne, was für unsere sensible Una anscheinend ein Indiz ist, lieber einen Gang runter zu schalten. Sie geht dann ruhig im Schritt weiter und denkt wohl ihre Reiterin braucht eine kleine Pause. Wie recht sie hat.

ohren.jpgWenn ich ihr keine Hilfen gebe und mich nur verträumt tragen lasse bleibt sie gerne nach einer Weile stehen und dreht ihren Kopf zu mir als ob sie fragen möchte – was machen wir jetzt. Sag mir was was ich tun soll. Nach einer kurzen Verschnaufpause gehts weiter mit dem nächsten Versuch. Oberkörper aufrichten, Kreuz anspannen und beide Unterschenkel mit leichtem Druck anlegen und schon trabt Una ruhig los. Juhu – diesmal funktioniert es. Durchparieren und das gleiche nochmal. Glücklich und ein wenig stolz lobe ich Una ausgiebig. Sie liebt es am Hals gekrault und getätschelt zu werden. Sie reckt mir den Hals entgegen und jetzt habe ich wirklich das Gefühl, dass sie gerade größer wird. Ja, loben und positive Signale ist wohl das Wichtigste. Die Reiterin hat sich jetzt wirklich eine Pause verdient.

Ich freue mich heute schon auf’s nächste Mal.