Teil 7 meiner Reitgeschichte
„Jeder Reiter stürzt irgendwann einmal vom Pferd, ansonsten ist er kein echter Reiter“.
Diesen Satz habe ich sehr oft im Stall gehört. Aber dass es mir passiert ??!!
An den genauen Unfallhergang kann ich mich leider nur schemenhaft erinnern, vielleicht ist es auch besser nicht an jedes Detail erinnert zu werden.
19. Oktober 2013, ein wunderschöner Herbsttag, ca. 20 Grad – es sollte ein ruhiger Schrittausritt werden. Kurz nach Mittag ging`s los.
Warum wir an diesem Tag die Pferde tauschten ? Rosii, die Isländerstute war etwas nervös. Vielleicht hatte sie einen schlechten Tag oder sie wollte lieber einen ausgiebigen Mittagsschlaf halten.
Meine Tochter meinte ich solle lieber Una reiten, die ruhige Haflingerstute. Zuerst wurde die Strecke besprochen, die Pferde gesattelt, Reithelm und Rückenschutz angelegt.
Gute 2 Stunden ritten wir die vereinbarte Strecke, wir genossen den wunderschönen Herbsttag, die Sonne, die Landschaft, den See und die Berge. Es war herrlich, die Pferde brav und gelassen. Aufgrund der warmen Temperaturen und des bereits wachsenden Winterfells mussten die Pferdchen auch ganz schön schwitzen. Auf dem Rückweg – ein kleiner Anstieg, nahe einer Mühle, hörte ich in der Ferne einen Hund bellen.
Gesehen habe ich ihn nicht. Den Erzählungen meiner Tochter nach, sprang der Hund von hinten, knurrend und kläffend auf uns zu, womöglich zwischen die Beinen der Pferde. Una reagierte panisch, da sie Angst vor dem Hund hatte und galoppierte den Hang hinauf. Alles ging rasend schnell.
Das war wohl zu viel für meine Reitkünste, ich konnte mich nicht mehr im Sattel halten und stürzte auf den Boden, wie ich später erfuhr, zum Glück auf die Wiese und nicht den Schotterweg.
Durch den Schrecken ging auch Rosii durch, jedoch konnte meine Tochter das Pferd schnell wieder einfangen und beruhigen.
Ich war einige Sekunden oder Minuten bewusstlos und musste mich vom Schreck erholen, als ich zur Besinnung kam war die Wahrnehmung komplett ausgeschalten. Ich wusste nicht was passiert war.
Im ersten Moment fühlte ich keine Schmerzen, jedoch konnte ich nur schwer aufstehen. Meine Tochter versuchte gleich telefonisch vom Stall Hilfe holen, die auch rasch an die Unfallstelle kam.
Im Auto kamen dann die Schmerzen und ich konnte kaum aus dem Auto steigen und aufrecht stehen.
Also zur Sicherheit ins nächste Krankenhaus. Unfallstation, Röntgen, CT, 3 Tage Krankenhausaufenthalt – das Kreuzbein war gebrochen.
Mein Helm und der Rückenschutz haben wohl noch schlimmeres verhindert.
3 Monate konnte ich nur mit Krücken gehen, hatte Schmerzen und konnte kaum schlafen.
Dazu noch die Kommentare in meinem Bekanntenkreis (Nichtreiter) ich sollte doch in meinem Alter das Reiten bitte an den Nagel hängen, das ist einfach zu gefährlich.
Werde ich je wieder auf ein Pferd steigen? Werde ich die Angst nach dem Unfall überwinden?
Mein Herz sagt ja, aber was sagt die Vernunft?
Gerade jetzt passiert der Unfall, gerade jetzt als mir das Reiten immer mehr Spaß gemacht hat.
Selbst mit Krücken war ich sehr oft am Stall, bei den Pferden, meinen neuen Freunden, meinem Wohlfühlort. Ich bin meinem Herzen gefolgt und habe nach fast einem halben Jahr wieder mit den Reitstunden begonnen. Ich nehme mir soviel Zeit wie ich brauche. Natürlich ist die Angst noch vorhanden, vor allem beim Galoppieren.
Ich bin vorsichtiger geworden – fühle ich mich nicht wohl steige ich erst gar nicht aufs Pferd, sondern gehe eine Runde mit den Ponys spazieren.
Lieber eine Longierstunde als ein Ausritt, lieber Bodenarbeit oder eine Schrittrunde auf dem Platz oder in der Halle.
Step by Step – ich gewinne langsam mein Vertrauen zurück, zu mir, zum Pferd und zum Reiten.
Lieber einen Schritt zurück, wenn ich unsicher bin. Niemand setzt mich unter Druck, ich mich selbst auch nicht. Was bleibt, ist ein Schatten der Angst der immer wieder hoch kommt wenn eine unvorhersehbare Situation eintritt. Aber Ängste sind da um sie zu überwinden, habe ich gelernt. Also nicht aufgeben.