Generell halte ich mich für einen neugierigen, interessieren und aufgeschlossenen Mensch. Dennoch habe ich – wie die meisten von uns – in meinem Kopf einer riesige Schublade.

Oft neigen wir dazu – oft voreilig , Menschen die anders sind als wir, in eine Schublade zu stecken. Doch oft stellt sich heraus, dass wir mit Menschen die anderer Meinung sind oder andere Lebensgewohnheiten haben mehr gemeinsam haben als wir vielleicht ahnen.
Erst kürzlich beim Gassi gehen mit Lillii habe ich mich mit einer Frau unterhalten, die ich bis dato – für eingebildet und überheblich hielt. Über was haben wir gesprochen – natürlich über Hunde, über das Wetter, den Stress im Job und die begrenzten Parkmöglichkeiten in der Stadt. Sie hat mich angesprochen, ich wäre nie auf die Idee gekommen, denn sie steckte ja in der Schublade, eingebildet und überheblich zu sein. Nach der kurzen Unterhaltung stellte ich fest, sie ist eine freundliche und sympatische Frau, die auch ein wenig unter Stress steht und den Spaziergang mit ihrem Hund nicht immer so geniessen kann wie sie gern möchte. Ich sollte öfter über meinen Schatten springen und mit jemand ins Gespräch kommen, denen wir sonst vielleicht gar keine Chance geben würden. Es könnte sich eine schöne Freundschaft entwickeln.

Umgekehrt funktioniert Schubladendenken natürlich auch. Wer möchte schon in eine Schublade gesteckt werden und verhält sich automatisch anders als er tatsächlich ist und möchte es jedem recht machen, bleibt dabei aber auf der Strecke. Ich bin ein wenig schüchtern, schaue oft ein wenig steif und konzentriert drein, besonders dann wenn ich die Menschen nicht kenne oder mich unwohl fühle. Das verunsichert den Gegenüber und öffnet nicht gerade alle Türen. Wer mir beim einparken zusieht, wird sofort denken – eine Frau und auch noch blond – die kann ja nur doof sein. Trotz der blonden Haare würde ich mich allerdings ganz sicher nicht als dumm bezeichnen – ein Aussenstehender vielleicht schon.

In manchen Dingen bin ich ich ein wenig stur und engstirnig, weil ich mir eine Meinung gebildet habe und kein bisschen von meiner Meinung abweiche. Früher dachte ich Menschen in tollen Klamotten und dicken Autos, haben in ihrem Lebens alles erreicht. Jedoch habe ich in meinem Bekanntenkreis erlebt, dass das oft nur Show ist. Ich habe schon Ärzte und Juristen getroffen die sich mit grösster Freude durch sämtliche Betten geschlafen haben. Mein Nachbar, den viele als alten Rocker abstempeln, ist dagegen einer der hilfsbereiten Menschen ist, den ich kenne.

Schubladen sind eine geniale Erfindung, wir entscheiden wer und was in welche Schublade passt, räumen ein und verschliessen das Ganze. So schön ist es jedoch für die Person nicht, die in die Schublade gesteckt werden, denn wer möchte schon von Äusserlichkeiten beurteilt werden.